Rundschleifen kann einfach nicht jeder

Landtagskandidat und NRW-Arbeitsminister Laumann zu Gast bei I + H Industriemontage

Die Maschinen von I + H Industriemontage in Lienen dröhnen und rattern, als Geschäftsführer Jürgen Marekwia die Tür zu seiner Werkhalle öffnet und eine ungewöhnliche Besuchergruppe begrüßt. Sein Traditionsunternehmen hat sich spezialisiert auf die Fertigung von Präzisionsdreh- und -frästeilen für Kunden aus allen Bereichen der Metall- und Kunststoffindustrie. Zu Gast in dem Fachbetrieb sind heute nicht nur Markus Pieper, Europaabgeordneter für das Münsterland, Jürgen Kroos, Vizepräsident der Handwerkskammer und der Lienener CDU-Vorsitzende Gerhard Schomberg, sondern auch der Landesminister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann.

Der Fachbetrieb mit modernem Maschinenpark bietet ein breites Leistungsspektrum an, fertigt nach Skizze, Muster oder technischer Zeichnung und ist ein Paradeunternehmen in Lienen, das von anderen ansässigen Unternehmen geschätzt und empfohlen wird. Dieses Miteinander vor Ort hebt Ortsunionsvorsitzender Gerhard Schomberg genauso hervor, wie die tragfähige Vernetzung der gut ausgelasteten Unternehmen in der Umgebung. Auf lokaler Ebene sei die bleibende Auslastung der Gewerbebetriebe und ein stetige Weiterentwicklung der Gewerbeflächen vordringliches Thema der Kommunalpolitik.

Der erste Eindruck der Betriebsamkeit täuscht nicht: Die Auftragsbücher seien voll, was aufgrund der gegenwärtigen Materialknappheit ein hohes Maß an Flexibilität von Unternehmer Marekwia erfordere. "Wir müssen dann eben mal ausweichen. Gibt es ein bestimmtes Rohr so zurzeit nicht, dann wird eine andere Wandstärke gewählt. Da ist einfach Kreativität gefragt," erklärt er beim Gespräch im Materiallager. Die Gäste erfahren über die Herausforderungen für einen hochspezialisierten Fachbetrieb, der hauptsächlich Einzelanfertigungen und eben keine großen Serien herstellt. Da sei mehr Geschick gefragt und dafür gäbe es weniger monotone Langeweile, was die Facharbeiter schätzen würden. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass hier Arbeitnehmerfreundlichkeit groß geschrieben wird und man sich im Team gegenseitig den Rücken stärke, sei es beispielsweise bei coronabedingten Krankheitsausfällen.

Trotzdem steht I + H Industriemontage mit seinen drei Büroangestellten und 18 Werkstattmitarbeitern – wie nahezu alle Unternehmen – vor großen Herausforderungen: immer größerer Fachkräftemangel, steigende Energiepreise und Unsicherheit durch die Kriegslage.

"Das ist eine bedrückende Lage durch den Fachkräftemangel. Beispielsweise die Schwierigkeit überhaupt an passende Auszubildende zu kommen," hält Arbeitsminister Laumann fest. Der Landtagskandidat, der sich als CDA-Bundesvorsitzender insbesondere für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einsetzt und dem Sozialflügel der CDU zugerechnet wird, sitzt dabei neben Markus Pieper, Mittelstandssprecher im Europäischen Parlament. "Eigentlich müsste man meinen, dass wir uns gegenseitig beharken," lacht der Europapolitiker "Aber wir finden immer tragfähige Lösungen zusammen." Niedrige Arbeitslosenquote in der Umgebung und gewerbliche Arbeitsplätze als Basis für den Wohlstand stehen dem Fachkräftemangel gegenüber. Könnte eine mögliche, europäische Tarifbindungsquote da die Lösung sein? Die Debatte ist jedenfalls in dieser Runde schnell aufgelöst: Ein guter Dreher im Tecklenburger Land, der weit unter Tarif bezahlt würde, der sei eben schnell weg, stellt Karl-Josef Laumann fest. Da pflichtet ihm auch Unternehmer Marekwia bei: "Wer gute Leute hat, der muss die eben auch gut bezahlen."

Markus Pieper, der im Energieausschuss die europäische Energiewende eng begleitet, bleibt trotz steigender Energiepreise optimistisch. Man merke, dass hier unternehmerisches Geschick am Werke sei. Auch die Unternehmen in der Umgebung, vielfach auch Kunden von I + H, hätten mit ihren breit aufgestellten Märkten eine gute Perspektive für den Transformationsprozess im Bereich Energie. Man müsse den Mittelstand da auch einfach mal machen lassen und nicht durch mehr und mehr Bürokratievorgaben im Weg stehen.

Da pflichtet auch der Vizepräsident der Handwerkskammer, Jürgen Kroos, bei. Bei ungewisser Auftragslage, vielen kurzfristigen Aufträgen und Herausforderungen durch die Inflationsrate dürfe kein Mehraufwand an Bürokratie auf die Betriebe drücken. Die Gäste sind sich einig, dass die Unsicherheit durch die Kriegslage auch Auswirkungen auf die Stabilität der Auftragslage haben könnte, dennoch sei gerade die Spezialisierung dieses Zulieferers hier von Vorteil. Oder wie Karl-Josef Laumann es ausdrückt: "Rundschleifen kann einfach nicht jeder."

In den Produktionsbereichen Drehen, Fräsen, Schleifen, Verzahnung und Fertigung ist das junge Team um Marekwia sicher stark. Hohe Qualitätsstandards und immer die Kundenzufriedenheit im Blick: diese Freude an der Arbeit konnte beim Besuch in Lienen nicht übersehen werden.